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70 Jahre alt, 188 Artikel lang: Die bayerische Verfassung ist neben dem Grundgesetz das Fundament für das Leben im Freistaat. Kein Wunder, dass der runde Geburtstag am Donnerstag groß gefeiert wird.München. Einträchtig stehen sie zum Gruppenfoto beisammen. Dabei ist das Verhältnis vom Ministerpräsident Horst Seehofer, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Verfassungsgerichtspräsident Peter Küspert nicht immer spannungsfrei. Erst vor zehn Tagen hat Küspert dem Regierungschef und der Landtagsmehrheit die Pläne zur Einführung von Volksbefragungen im Freistaat weggegrätscht. Seehofer und Stamm wiederum kommen sich manchmal wegen der Selbstherrlichkeit der Regierenden beziehungsweise der Aufmüpfigkeit des Parlaments ins Gehege. Gewaltenteilung nennt sich das in einer Demokratie, so steht es auch in der Bayerischen Verfassung.Am 1. Dezember 1946 stimmen die Bayern mehrheitlich für dieses für den modernen Freistaat so grundlegende Werk. Anlässlich einer 70-Jahr-Feier darf man sich schon mal lächelnd für die Kameras zusammenstellen und zu einem gemeinsamen Festakt ins Nationaltheater laden. Gut beheizt sind Parkett und Ränge, ganz anders als vor 70 Jahren, als zur konstituierenden Sitzung des ersten Landtags im kriegszerstörten München die Winterkälte auch die Aula der Universität fest im Griff hatte. Viel politische Prominenz ist zur Verfassungsfeier gekommen, dafür wenig Volk - drinnen wie draußen. Der Jubilar selbst ist fast leibhaftig anwesend, in Form eines Faksimile-Drucks der ersten Ausgabe der Verfassung.Der vom Orchester der Bayerischen Staatsoper dargebrachten Ouvertüre von Wagners "Meistersingern" folgen die gesprochenen Loblieder auf das Werk, das überwiegend aus der Feder des späteren SPD-Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner stammt. "Dass wir in Frieden, Rechtsstaatlichkeit und bislang nie erreichtem Wohlstand leben, dafür wurden die Grundlagen vor 70 Jahren gelegt", erinnert Stamm und rühmt, dass der Mensch im Mittelpunkt der 188...